Köln, 31. Juli.2025 - Was in der klinischen Praxis längst üblich war, ist nun auch offiziell: Die aktualisierte S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom - gültig seit Anfang Juli - empfiehlt erstmals den PSA-Test als Standarduntersuchung in der Prostatakrebs-Vorsorge. Die bisher routinemäßig durchgeführte Tastuntersuchung der Prostata (digitale rektale Untersuchung, DRU) verliert damit ihre Schlüsselrolle in der Früherkennung und dient künftig nur noch als ergänzendes Verfahren.
„Das ist ein längst überfälliger Schritt“, betont Dr. Stephan Neubauer, leitender Urologe am Westdeutschen Prostatazentrum in der Klinik am Ring in Köln. „Der PSA-Test ist derzeit die entscheidende Untersuchung, die Prostatakrebs bereits in einem sehr frühen und damit gut heilbaren Stadium erkennen kann.“ Seit seiner Einführung Ende der 1980er-Jahre hat der Bluttest dazu beigetragen, dass Prostatatumoren im Durchschnitt rund fünf Jahre früher entdeckt werden.
Aktuelle Studien zeigen zudem, dass die Tastuntersuchung dem PSA-Test deutlich unterlegen ist: Sie liefert sowohl zu viele falsche „Entwarnungen“ als auch unnötige Verdachtsdiagnosen, deren Abklärung mit zusätzlichen Belastungen und Risiken verbunden ist. Die neue Leitlinie empfiehlt die digitale rektale Untersuchung (DRU) daher ausdrücklich nicht mehr als Standardverfahren in der Früherkennung, lässt sie aber weiterhin als ergänzendes Instrument bei der individuellen Risikoabschätzung zu. Besteht ein Verdacht auf ein Prostatakarzinom, kann die DRU weiterhin im Einzelfall eingesetzt werden.
Auch für Patienten, bei denen ein Verdacht auf Prostatakrebs weiter abgeklärt werden muss, bringt die Leitlinie wichtige Neuerungen. Besonders gestärkt wird die Rolle der multiparametrischen Magnetresonanztomografie (mpMRT) in der weiteren Diagnostik. „Ziel ist es, durch den Einsatz der modernen Bildgebung unnötige Biopsien zu vermeiden“, erläutert Dr. Neubauer. Zeigen MRT-Befunde beispielsweise eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit für ein Prostatakarzinom (PI-RADS 1 und 2), soll künftig auf eine Gewebeentnahme verzichtet werden. Bei auffälligen Befunden mit höherem Risiko (PI-RADS 4 und 5) hingegen wird eine sogenannte Fusionsbiopsie empfohlen, bei der gezielt Gewebeproben aus tumorverdächtigen Arealen entnommen werden.
Die neue Leitlinie ermöglicht eine individuellere und zugleich sicherere Früherkennung von Prostatakrebs. Für Männer bedeutet das: mehr Klarheit, weniger unnötige Eingriffe und eine deutlich verbesserte Vorsorge. „Die Kombination aus PSA-Test, moderner MRT-Bildgebung und gezielter Fusionsbiopsie, die wir im Westdeutschen Prostatazentrum bereits seit vielen Jahren erfolgreich praktizieren, spiegelt sich nun endlich auch in den offiziellen Leitlinien wider“ , resümiert Dr. Neubauer.